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warten auf Sommer, auf dass er mich berührt meine Haut wie rote Erde brennt mich mit Sand und Staub paniert ich schließe die Augen es ist so warm mein Körper schwankt noch immer ganz leicht vom Wellenbad im Meer, das ich am Vormittag nahm die Haare wie Ähren von der Sonne gebleicht weite Strände, weiße Dünen alles ist feucht und trocken zugleich am Abend ein Bad in lila und rosa Glasur ich schmecke nach Salz und auf meiner Haut prickelt die Natur
warten auf Sommer er schmeckt mir süß und pikant gereift, fruchtig und herb der Duft schwül und schwer die Luft, verbrannt kurze, laue Nächte werden zum Tag Sternstunden für die Seele, ein Fest offene Fenster, Gespräche auf dem Balkon und eine Hitze, die nicht schlafen lässt ich stehe unter der Dusche das zweite Mal in dieser Nacht Körper, die sich lieben halten sich wach nur halb von einem Laken bedeckt, zu heiß dein Schweiß, tropft mir ins Gesicht machst in mir Licht, der Atem laut und eine Spur von dir auf meiner Haut
warten auf Sommer auf Leben und Tod große Hitze trifft auf Wolkenbruch Fruchtbarkeit auf Dürre, Fülle auf Not ohne Erbarmen ist die Mittagszeit kaum ein Schatten weit und breit es riecht nach Sommer, nach trockenem Gras die Atmosphäre ist drückend, aufgeladen weiße Wolken am Himmel, schwarz der Horizont Gewitter leuchten und Regengüsse nahen ein Zirpen und Summen, Donnergroll es klingt nach Sommer, nach Konzert in g-Moll Fluten entfesselt und ungestüm öffnet sich der Blick auf Azur die nasse Erde atmet heißen Dampf und meine Haut das Parfüm der Natur
warten auf Sommer den längsten Tag auf Leichtigkeit und Spiel unterwegs, heißer Sand an den Füßen ein Roadtrip ohne Ziel auf der Ladefläche eines Trucks per Anhalter die Panamericana entlang die Landschaft flackert in blau, gelb und weiß die Sonne gleißend, geblendet vom Klang das Radio spielt Sultans of Swing, es ist heiß und auf meiner Haut ist Sommer und Staub und Glück der Sonne so nah der Sonne zu nah vor dem Fall kein zurück
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Hörst du mir zu? I look at you. Ich spreche mit dir. trying to Kannst du mich spüren? going through Ich kann mich nicht rühren. without you
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going through some emotions, some of my states and notions like I went through my things the other day looking for nothing but missing it anyway did I lose it? never had it? was it meant to be mine at all?
going through some relations, some of my habits and needs like I went through my papers in a strife the empty rooms, the time that passed other days becoming life
going through some memories, some of my fears and deceits like I went through my picture book the other night the postcard moments to sound my depths and heights did I forget it? or say goodbye? should it live or die?
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befangen. ein scheues, wundes Tier, zieht sich vor den Blicken zurück, ins Dickicht, ist blickdicht, lauscht dem Schweigen im Walde, das nichts ungeschehen macht; vor lauter Bäumen kommt es auch nicht in Betracht. doch alles schaut zu, aus seinen Verstecken, sieht weg, um die Schlafenden nicht zu wecken; Vertrautes ist fremd geworden, das Vertrauen schmeckt vergoren. Das macht mir Angst. Wie geht es dir?
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Ich wäre gern der Mensch, der dir beweist, dass du nicht alleine reist.
Ich wäre gern der Mensch, der dir Süßes bereitet, damit dir die Bitterkeit keinen Augenblick verleidet.
Ich gebe dir meine Munterkeit, wenn du der Welt mal müde bist, meine Leichtigkeit, wenn dein Herz voll Schwermut ist, Stärke, in einem schwachen Moment.
Ist deine Welt einmal dem Untergang geweiht, ist meine zur Auferstehung bereit. Wenn du schwarz siehst oder rot, dann male ich sie rosa und mit Absetzboot.
Ich schenke dir stets mein Gehör, wenn du was zu sagen hast. Da ist meine Hand, wenn du ins Leere fasst, Halt, damit du loslassen kannst.
Ich wäre gern der Mensch, der dir ein Stückchen Land überreicht und über dein eigen Flecken Erde streicht.
Ich wäre gern der Mensch, der dir die Freiheit schenkt, einen Gefallen, ein Lächeln, einen Moment möchte ich dir täglich bereiten.
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Ein Irrlicht bin ich inmitten der Dunkelheit strahle ich will meine Welt erleuchten.
Ein Irrlicht bin ich inmitten der Dunkelheit um mich herum wandeln Hüllen in menschlicher Gestalt.
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M o r g e n
Von einem tiefen inneren Frieden ist das Gesicht erfüllt. Ein Lächeln liegt auf samtenen Lippen, in Schweigen gehüllt. Schlaftrunken und mit ruhenden Augen ein erster Blick in die Welt.
Sie entsteht zum ersten Mal an diesem Morgen, wird neu geboren, lichtdurchdrungen, hell. Mensch fühlt sich ganz und wohl in ihr geborgen. Unscharf und unberührt erscheint sie in Pastell.
Dunst steigt von der Erde auf,
als würde sie ihren ersten Atemzug nehmen.
Ein Innehalten im Erwachen,
ein Gähnen, ein Wähnen.
In der Luft ein Hauch von Ewigkeit
als existiere die Welt nur hier
in diesem Augenblick
des Morgens stille Erhabenheit
und ich mit ihr.
auf Irrfahrt begeben sich nur jene, die Hafen und Jenseits verleugnen die Verschollenen mit unbekanntem Aufenthalt die Untoten, die weder gelebt haben, noch gestorben sind verschallen
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Wie trunken gehe ich durchs Leben, taumelnd, bin gestrandet.
Ich bin ein Weltenbummler.
Ich wandle auf dieser blauen Erde, gehe von dieser Welt in jene über, von einer Welt zur nächsten über.
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Die Welt, unser Turmbau zu Babel.
Verwirrung herrscht.
Der Mensch hat sein Selbst verloren, sich verloren, ist verloren.
Er ist ein schöpferisches Wesen, das nicht mehr schöpft, ist erschöpft, hat seine Quellen ausgeschöpft.
Warum umgibt er sich mit Totem, statt unter Lebendem zu weilen?
Mechanik ersetzt das Handwerk, Materie den Geist.
Quantität ist unser goldenes Kalb, Qualität der Ketzer unserer Zeit, das letzte Sandkorn hinter Glas.
Verwirrung herrscht.
Der Mensch hat sich im süßen Brei verloren, ist zur Masse, zur Ware geworden, hat sich prostituiert und verkauft.
Sein großer Ausverkauf.
Er ist bunt statt Farbe zu bekennen. Ihm ist alles gleich in seiner Toleranz. Zeigt sich vielfältig in seiner Einfalt, zelebriert die Grenzen seiner Freiheit, ist Weltbürger, doch heimatlos.
Verwirrung herrscht.
Der Mensch ist ein schöpferisches Wesen durch die Freiheit seines Geistes, die Gestaltungskraft seiner Hände, und die Bedingungslosigkeit seiner Liebe.
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Wo bleibt das Eine. Wo ist das Wir, das ich meine.
Du bist wie du bist und wie ich dich sehe.
Ich bin die in deinen Augen und wie ich in dir mich sehe.
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Auf einmal war er da, der Gedanke, der mir bisher nicht wirklich kam, für den ich keinen Raum in mir hatte, den ich nicht vernahm. Ich war eingenommen von mir selbst, war verletzbar, zu offen und weit. Doch heute war er da, der Gedanke
es tut mir leid.
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l i c h t u n g
ich hier in diesem Licht entkörperlicht sehe den Schatten, den ich werfe, nicht
Licht zu sehen. vom Schatten zu scheiden. Schattenseiten.
ich hier in diesem Licht sehe rot, blaue Wände ton und farbzustände überbelichtet blende
Raum einnehmen mit Licht versehen, erhellen werde mich nicht in den Schatten stellen
ich war unterwegs nach nirgendwo nur, um nicht zu bleiben wenn außer mir doch alles in Bewegung ist wo kann ich da verweilen?
ich war auch unterwegs nach irgendwo nur, um nicht zu treiben ich bleib' nicht gern nur außer mir und lass mich einverleiben
ich selbst bin unterwegs nur, um ich zu bleiben ich bleibe gern, doch hier bei mir bin ein Weltenbummler, bloß im Kleinen
denn öffnen sich in uns nicht noch viel größ're Welten hier? außer mir mag alles in Bewegung sein doch so viel mehr Bewegung ist in mir
das Kind in dir ist mir bekannt es will sich wundern und staunen nicht erwachsen werden nicht verantwortlich sein für alle seine Launen
deine Berührtheit rührt auch in mir sie will lieben und begehren ungern älter werden ungern nur verzichten und Dinge entbehren
meine Feigheit macht mir Sorgen schweige, meine nur verborgen stehe mutig hier am Trichterrand feige mit dem Rücken an der Wand
doch statt den Sprung einmal zu wagen gewöhn' ich mich ans leidig Klagen warum nur, warum immer ich? klingt es aus mir ganz jämmerlich
meine Feigheit macht mir Sorgen lächle, denke nur verborgen sitze mittlerweile hier am Rand hab' verloren meinen festen Stand
ich wollte immer mutig leben nach dem Unmöglichem gar streben bin gestolpert auf dem Weg dahin über meine eig'nen Füße, schlimm
meine Feigheit macht mir Sorgen rede, handle kaum verborgen meine Leichtigkeit ist plötzlich fort habe Angst vor meinem leeren Wort
ich wollte sagen, was ich denke auf dass die Wahrheit mich nur lenke stattdessen bin ich nun derart ein Seiltänzer und Diplomat
meine Feigheit macht mir Sorgen scheine, bleib' in mir verborgen ich begehe an mir selbst Verrat und laviere, komm' nicht in die Tat
doch um den Sprung endlich zu wagen gewöhn' ich mich ans täglich Fragen wenn nicht jetzt, dann wann? wenn nicht ich, wer dann?
Ingo Ranz hat die Verantwortung abgegeben für sich und andere und sein Leben für Geburt, Gesundheit und Tod . Das bringt ihn in bittere Not .
Er muss für jede Abgabe zahlen lässt sich vergiften und auch bestrahlen vertraut ganz blind, lässt sich verführen und betören statt zu gesunden und auf sich zu hören .
Ingo Ranz hat eine kalte Schulter, eine rosarote Brille, die für ihn die Welt erfasst schaut ungern hin, hört lieber weg geht aus dem Raum, sobald die Sache ihm nicht passt .
Er schweigt und glaubt, fragt bloß nicht nach will sich so ungern selbst damit befassen meidet darum dich und mich, wenn wir doch nicht in sein Weltbild passen .
Ingo Ranz macht seinem Namen alle Ehre ist er doch gar zum Verwaltungsakt geworden eine fügsame Nummer auf einem Papiere doch das Wesen der Dinge, das bleibt ihm verborgen .
Die Lüge ist der Virus uns'rer Zeit selbst der Mensch wird nun zur Plage und entgegen aller Glaubwürdigkeit stellt er nichts außer seiner selbst in Frage
Ja, an der Lüge ist die Welt erkrankt sie krümmt die Wahrheit, Raum und Zeit verbreitet sich so unerhört wie unerkannt und kommt mit ihren kurzen Beinen weit
Sie überträgt sich schneller als man denkt und braucht nicht mal direkt Kontakt sie ist der Parasit, der für uns denkt ein Mundschutz wäre durchaus angebracht
Denn jedes Wort wird Kontamination lässt das Selbstverständnis wanken so findet sich viel besser in Isolation auch der eigene unter den fremden Gedanken
Die Lüge hat nun allerlei Symptome sie macht blind und taub, vor allem Angst reduziert die Wahrnehmung in eine monochrome sie trübt und täuscht, vernebelt den Verstand
So glauben wir viel lieber an die Lüge bevor die Wahrheit uns'ren Seelenfrieden stört unmöglich, dass sie uns so trüge! denn sie ist Konsens, wurde hundertmal gehört
Die Lüge ist wie Rumpelstilzchen denn ohne Namen hat sie Macht ist wie des Kaisers neue Kleider und wird als nackte Wahrheit dargebracht
Je länger wir so mit der Lüge leben nur desto mehr mutiert sie, wird bald resistent darum müssen wir nach Wahrheit streben indem man sie - die Lüge - auch beim Namen nennt
Das Wesen einer jeden Lüge? sie macht uns schuldig, treibt den Keil weiß um die Wahrheit zur Genüge und behauptet stets das Gegenteil
ich denke an den Hunger und die Kälte an die Taubheit und der Explosionen Kraft an die Ohnmacht, an die Schellte wenn deine Welt zerstaubt und wie ein Traum zerplatzt
ich denke an Vertreibung und Verluste an Familien, wie sie auseinander gehen auf der Flucht und in der Hoffnung bald, wie vereinbart, auf ein fernes Wiedersehen
ich denke weiter an erbarmungslose Winter an Frostbeulen, Mundraub und den weißen Tod gebrochene Seelen, alte Kinder an Mangel, Mangel und den Kampf ums täglich Brot
ich denke an Dresden und das Häufchen Asche, das blieb an Berlin und an den Keil, den man ins Herz ihm trieb
der Rheinwiesen gedenk' ich dort hat sich das Böse gezeigt und vor mahnendem Gestein wird sich bis heut' vor ihm verneigt
deuter Wald, bist tief und dunkel hütest dein Geheimnis mit grünem Gefunkel du atmest feuchter Erde satte Luft und lockst mit leuchtend roten Beeren, süßem Nadelduft
leises Raunen, Flüsterrauschen vernehme ich von Buchen, uralten Eichen meine Seele will dir lauschen, einen Augenblick verweilen, nicht mehr weichen
starke Stämme, tiefe Wurzeln in deiner Mitte unter goldenen Kronen will ich mystisch mich gar fühlen wohl beschienen dort in deiner Lichtung thronen
deuter Wald, bist tief und dunkel hütest dein Geheimnis mit grünem Gefunkel ich atme deiner satten Blätter Luft verkoste deine Beeren, bade mich in deinem Duft
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